Der Vertrag von Rapallo wurde am 16. Februar 1922 zwischen Deutschland und Sowjetrussland unterzeichnet. Beide Nationen waren nach dem Ende des 1. Weltkriegs im Jahr 2018 in eine Art von internationaler Isolation geraten. Durch den Vertrag sollte eine Annäherung der beiden Länder erzielt werden und in Deutschland erhoffte man sich außerdem eine Stärkung der Position gegenüber der Westmächte.

 

Der Vertrag von Rapallo und seine Bedeutung

Sowjetrussland und das Deutsche Reich einigten sich darauf, die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern wieder aufzunehmen und außerdem gegenseitig keine Anforderungen auf Kriegskostenersatz zu stellen. Im Versailler Vertrag wurden Russland im Artikel 116 Reparationskosten von Deutschland zugesprochen und diese Vereinbarung wurde nun durch den Vertrag von Rapallo hinfällig. Deutschland hingegen verzichtete auf alle Ansprüche auf deutsches Eigentum, das von Russland als Staatseigentum deklariert wurde.

 

Wirtschaftliche Zusammenarbeit nach Vertragsabschluss

Der Vertrag von Rapallo schuf eine Grundlage für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland. Eine solche wirtschaftliche Beziehung war besonders für Deutschland von besonderer Wichtigkeit, das deutsche Güter von verschiedenen westlichen Nationen boykottiert wurden. Auf Grund der Folgen der Revolution von 1917 befand sich Russland in einer ähnlich isolierten Position, so dass der Vertrag von Rapallo als Bündnis zweier geächteter Nationen verstanden werden kann. Deutschland konnte Russland wertvolle Hilfestellung bei der Errichtung von Industrieanlagen für die Ölproduktion gewähren. Daraus ergab sich auch für Deutschland ein Vorteil, da eine zunehmende Unabhängigkeit von Rohstoffimporten aus den westlichen Nationen erzielt werden konnte. Das Vertragswerk sah keine ausdrückliche militärische Unterstützung zwischen den beiden Staaten vor, diese ergab sich im Verlauf der Jahre jedoch de facto.

 

Reaktion der Westmächte auf den Vertrag von Rapallo

Die Westmächte, unter ihnen besonders Frankreich und Großbritannien, betrachteten diesen Vertrag zwischen Russland und Deutschland und Ablehnung und Frucht. Sie verstanden, dass durch dieses Abkommen die Nachkriegsordnung, die durch die Versailler Verträge etabliert wurde, gestört werden könnte. Der Vertrag von Rapallo bot Deutschland nämlich die Möglichkeit, aus seiner Isolation auszubrechen und seine Abhängigkeit von den Westmächten zu mindern. Dadurch trug der Vertrag von Rapallo zunächst zu einer Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Deutschland und den Westmächten bei. 1923 erreichte dieses Verhältnis erreichte seinen Tiefpunkt im Jahr 1923, als belgische und französische Truppen in das Ruhrgebiet einzogen, weil Deutschland den Reparationszahlungen nicht nachkommen konnte.

 

Der Vertrag von Rapallo und seine Folgen

Die Annäherung an Russland wurde im Ausland als drastischer Kurswechsel in der deutschen Außenpolitik betrachtet und es wurde befürchtet, dass Deutschland und Russland einen Umsturz der in Versailles etablierten Friedensbedingungen angestrebt wurde. Besondere Sorge galt dabei der Zukunft Polens. Als Konsequenz zögerten internationale Banken, Deutschland Kredite zu erteilen, die dringend zum Aufbau nach dem Krieg benötigt wurden. Das führte zu einem starken Wertverlust der Deutschen Markt, der schließlich in einer Hyperinflation führte. Die finanziellen Folgen für den deutschen Mittelstand waren verheerend und Deutschland wurde zahlungsunfähig. Von Schweizer Bankiers, die vor dem Vertrag von Rapello an einer Finanzierung Deutschlands interessiert waren, wurde diese Abkommen daher als „größte Torheit der deutschen Politik“ betrachtet.

Der Vertrag von Rapallo war auch ein Vorläufer des Hitler-Stalin Pakts, der 1939 zum Einmarsch in Polen führte und damit den Zweiten Weltkrieg auslöste. In Hinsicht auf die deutsche Ostpolitik haben Historiker daher auch immer wieder vor einer Wiederholung von Rapallo gewarnt.